Der neue Podcast ist online

Die jungen Betonisten sind erwachsen geworden: Seit 2018/19 engagieren sich Studierende (nicht nur) der Kunstgeschichte in Mainz mit kreativen Aktionen für die Nachkriegsmoderne. Robinson Michel, inzwischen Volontär bei der hessischen Landesdenkmalpflege, spricht über die Anfänge, die Erfolge und die nächste Generation der Initiative. Am 6. November werden die Betonisten in Erfurt mit der Silbernen Halbkugel (Kategorie Vermittlung) des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz geehrt.

Das Gespräch führte Karin Berkemann am 2. November 2023.

(Bild: Die Betonisten, 2023)

Jetzt anmelden: Spring School Kirche und Kulturerbe 2024

Es sind machtvolle Räume, die in den 1920er und 1930er Jahren entstanden sind. Wuchtige Türme, hohe Parabelbögen und eine mystische Lichtstimmung prägen die Kirchen des Expressionismus. Doch wohin mit so viel Atmosphäre, wenn die Gemeinde den Bau nicht mehr finanzieren kann? In und um Dortmund hat sich in den vergangenen Jahren ein kreatives Experimentierfeld entwickelt, wie Kirchen einer anderen Nutzung zugeführt werden – vom Hotel über das Apartmenthaus bis zur Eventlocation. Die fächerübergreifende Spring School „Kirche und Kulturerbe“ nähert sich diesem Wandel unter dem Titel „Konversionen“ von zwei Seiten: Anhand von religiösen Texten wird grundlegend herausgearbeitet, wie viel gestaltete Macht ein (ehemaliger) Gottesdienstraum verträgt und wie viel Demokratie er möglich macht. Vor Ort stehen dann konkret expressionistische Kirchen des Architekten Josef Franke und deren Vermittlung im Mittelpunkt – auch an Originalzeichnungen im Baukunstarchiv NRW.

Geleitet wird die Spring School von der Kunsthistorikerin/Theologin PD Dr. habil. Karin Berkemann (Universität Greifswald/TU Dortmund) und vom Theologen Prof. Dr. Tobias Braune-Krickau (Universität Greifswald). Die Spring School, zugleich Teil der Workshopreihe „Kirchturmdenken“, findet als Blockveranstaltung vom 4. bis 10. März 2024 in Dortmund statt. Sie bildet eine Kooperation von Architekturstudierenden der TU Dortmund mit Theologiestudierenden der Universität Greifswald. Ebenso sind Studierende weiterer Fachbereiche und Hochschulen sowie allgemein am Thema Interessierte zur Teilnahme eingeladen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldungen bis 10. Dezember 2023 und Informationen unter: berkemannk@uni-greifswald.de, 0179 7868261, uni-greifswald.de/kirche-und-kulturerbe.

Podcast zur (P)Ostmoderne

Greifswald hat in den 1980er Jahren Architekturgeschichte geschrieben, denn in der Altstadt stießen zwei Realitäten aufeinander: Verfall und Neubau. Die mittelalterliche Planstadt auf schachbrettartigem Grundriss schien perfekt für ein Experiment. Mit der Altstadtplatte wollte eine junge Planer*innengenration verfallende Straßenzüge passgenau rekonstruieren. Nur einzelne historische Häuser wurden bewahrt und neu in Szene gesetzt, während man die Neubauten in abwechslungsreichen Plattenformaten und mit künstlerischen Schmuckmotiven aufwertete. Andere betrauerten den Verlust ihrer Altstadt oder nutzten kreativ die Nischen, die sich in den leerstehenden historischen Häusern auftaten.

Diese Umbruchzeit rückt die AG Kirche und Kulturerbe an der Universität Greifswald mit der Veranstaltungsreihe „Experiment Moderne“ unter Leitung der Theologin und Kunsthistorikerin Dr. Karin Berkemann im Spätsommer 2023 neu in den Blick – mit zwei Ausstellungen und einem Studientag. Die Veranstaltungen werden begleitet von einer Reihe von Zeitzeug.innen und Expert:inneninterviews. Im Gespräch berichten Expert:innen und Zeitzeug:innen – vom Kunsthistoriker Bernfried Lichtnau bis zum Meißener Dombaumeister i. R. Günter Donath – über das Gestalten und Erhalten von Bauten in der späten DDR-Zeit.

Zur Veranstaltungsreihe

Vom 26. August bis 20. September 2023 ist die Ausstellung “Altstadtplatten. Bau und Kunst in Greifswald 1970–1990” im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg (Martin-Luther-Straße 14) und im angrenzenden Kunstort „Das Fenster“ (Lange Straße 75) zu sehen. Der Architekturfotograf Martin Maleschka verbindet so seinen ganz persönlichen Blick auf die hanseatische Spätmoderne mit originalen Zeugnissen der damaligen baubezogenen Kunst. Die Veranstaltungsreihe wird begleitet durch Podcast mit Zeitzeug:innenberichten zum Bauen in der späten DDR-Zeit.

Auch in Sachen Kirchenbau haben die 1980er Jahre in Greifwald sehenswerte Spuren hinterlassen. Denn während diese Architekturgattung in der BRD in den späten 1970er Jahren fast zum Erliegen kam, öffnete sich in der DDR wieder ein Fenster für neue Projekte – gegen Westgeld. Der transdisziplinäre Studientag “Kirchen für neue Städte” widmet sich am 7./8. September  2023 eben jenen religiösen Räumen der Spät- und Postmoderne in Ostdeutschland im gesamtdeutschen und europäischen Umfeld. Nicht zu vergessen die Modernisierung von DDR-Altstadtkirchen, so wie der Greifswalder Dom St. Nikolai durch den Hamburger Architekten Friedhelm Grundmann bis 1989 eine neue Innenraumgestaltung erhielt. Eben im Dom wird die Hamburger Ausstellung „Turm und Tunnel. Friedhelm Grundmann baut für Kirche und U-Bahn” vom 7. September bis 30. November 2023 zu sehen sein. Ob Studientag, Fotoinstallation oder bauhistorische Ausstellung – in der ersten Septemberwoche ist Greifswald in jedem Fall eine Reise wert, zumal zusätzlich die Kulturnacht und der Tag des offenen Denkmals ein attraktives Programm bereithalten.

Titelmotiv: Greifswald, „City-Grill am Domeck“, Ecke Martin-Luther-Straße/Lappstraße, 1989 (Foto: Lenore Lobeck, Copyright: Robert-Havermann-Gesellschaft)