Themenheft: Haus mit Turm

Wie besonders ist die „Königsdisziplin“ der Baukunst – gerade im vermeintlich so säkularen 20. Jahrhundert? Das Herbst-Heft von moderneREGIONAL „Haus mit Turm – die Kirchen und die Moderne“ folgt einer Baugattung, die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs so experimentierfreudig war wie kaum eine andere: Von der zeichenhaften „Seelenabschussrampe“ bis zum weltoffenen „Haus ohne Turm“ nutzten Architekten wie Theologen die neuen inhaltlichen wie technischen Freiräume nur zu gerne. Heute stehen gerade diese Räume im Umbruch …

Im Leitartikel ergründet Ruben Donsbach, was Glaube und Moderne verbinden könnte. Philipp Stoltz skizziert am Münchener Beispiel, wie die Ökumenischen Zentren entstanden. Andreas Poschmann berichtet über das neue Vernetzungsprojekt „Straße der Moderne“. Für die Fotostrecke begaben sich Daniel Bartetzko und Karin Berkemann auf Spurensuche nach abgerissenen und umgenutzten Kirchen. Verena Schädler untersucht den katholischen Kirchenbau in der späten DDR. Matthias Ludwig gewährt Einblicke in seine Beratungsarbeit mit modernen Kirchen. Im Interview sprechen Rocco Curti und Martin Krause über das Verhältnis von Kirche und Denkmalpflege in Hannover. Und nicht zuletzt bietet Karin Berkemann in ihrem Porträt einen sehr persönlichen Rückblick auf „ihre“ Kirchen.

3. EKD-Land-Kirchen-Konferenz

Einmal nicht an Fluchtwege und Prüfstatik denken, für viele Architekten ein seltener „Luxus“. Je enger sich das Korsett technischer und wirtschaftlicher Zwänge um die Baukunst legt, desto mehr genießen Gestalter die seltener werdenden kirchlichen Projekte. Aus der traditionellen „Königsdisziplin“ Kirchenbau wurde ein Experimentierfeld der Moderne. Grenzenlose Freiheit verspricht die „Papierarchitektur“: rein utopistische Kopfgeburten, die das Zeichenpapier nicht verlassen. Vom 18. bis 20. Juni 2015 trafen sich Haupt- und Ehrenamtliche in Kohren-Salis bei Leipzig zur 3. Land-Kirchen-Konferenz. Eingeladen hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) unter dem Thema „Kirchenbilder – Lebensbilder“, um Probleme und Chancen im ländlichen Raum auszuloten. Nach Einführungsvorträgen, Gruppenarbeit und Exkursionen schloss der dritte Konferenztag mit dem Referat der Verfasserin „Papierkirchen. Wie Architekten sich Kirche ausmalen und was wir davon haben“.

Ohne den Zwang der Gewinn- und Flächenmaximierung entwickelten Baukünstler so wunderbar unvernünftige, überraschend mutige Visionen davon, wie Kirche auch aussehen kann – und vielleicht sollte. Manche dieser „Papierkirchen“ schafften es über Umwege dann doch in die Realität, wenn z. B. ein Bottroper Pfarrer vom großen Theoretiker Rudolf Schwarz ertrotzte, eine seiner Skizzen tatsächlich umzusetzen. Oder wenn die Experimente des russischen Papierarchitekten Alexander Brodsky zum Bau transparenter mobiler Kapellen anregten. Umgekehrt nahm das Papier in seltenen guten Momenten konkreten Einzug in den Kirchenbau: von den erdbebenfesten Notbauten eines Shingeru Ban bis hin zu den Kunstinstallationen eines Michael Pendry.

 

Bild: München, Heilig-Geist-Kirche, Installation von M. Pendry, 2014/15 (Foto: GFreihalter, CC BY SA 3.0)

BDA empfiehlt U-Bahn-Heft

„Meist kritisch, manchmal mahnend, immer interessant und auch den hintergründigen und kleinen Themen zugewandt […]. Lesenswert!“ Zu diesem Urteil kommt die vom BDA herausgegebene Online-Präsenz „Der Architekt“. Vorgestellt wird nicht nur allgemein das Online-Magazin moderneREGIONAL, sondern vor allem dessen aktuelles Heft „Untergründig“: Als sich der großstädtische Verkehr um 1900 unter die Erde zurückzog, hatte die Moderne ihr neues Spielfeld gefunden. Die U-Bahn machte alle Umbrüche des letzten Jahrhunderts mit: vom Kaiserpavillon über das elektrifizierte Symbol des Wiederaufbaus bis zum postmodernen Stadtteilbahnhof. Das neue moderneREGIONAL-Sommer-Heft „Untergründig. Als die Moderne fahren lernte“ (Redaktion: M. Bredenbeck/K. Berkemann) folgt dem neuen alten Verkehrsmittel auf seinem Weg durch die Jahrzehnte.

In seinem Leitartikel blickt der Architekturkritiker Nikolaus Bernau auf die Geschichte der Metro. Für die Fachbeiträge waren die Autoren in ihren (Wahl-)Heimatstädten unterirdisch unterwegs: Martin Bredenbeck in Bonn, Verena Pfeiffer-Kloss in West-Berlin, Elisabeth und Lorenz Intichar in Wien, Julius Reinsberg in Moskau. Für das Porträt ging Sebastian Bank auf kermanische Spurensuche durch Essen und im Interview schwärmt die langjährige Kölner Dombaumeisterin Barabara Schock-Werner von den schönen Seiten des rheinischen Untergrunds.

 

Bild: Moskau, Metro (Bild: Sansculotte, CC BY SA 1.0)

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